Zusammenfassung
Werfen wir einen kurzen Rückblick auf unser Material, so konnten in den 15 Fällen
durch die Bronchoskopie 12mal das Vorhandensein, 2 mal das Fehlen von Fremdkörpern
und 1mal (Fall 11) schwere Veränderungen im Bronchus konstatiert werden, die nur auf
einen Fremdkörper zu beziehen waren.
In den 12 Fällen, wo die Fremdkörper zu sehen, erfolgte 2 mal ihre Beseitigung durch
Aushusten durch das Rohr (Fall 1 und 2), 1mal (Fall 9) teils durch Extraktion, teils
durch Aushusten, 8mal durch Extraktion, und nur 1mal (Fall 12) war es infolge starker
entzündlicher Veränderungen, die durch eine von anderer Seite vorgenommene Bronchoskopie
bedingt waren, unmöglich, den Fremdkörper zu entfernen.
Insgesamt wurde die Bronchoskopie bei 7 Patienten in Lokalanästhesie, bei 8 in allgemeiner
Narkose vorgenommen. Die Frage, ob man bei der Bronchoskopie narkotisieren soll oder
nicht, läßt sich schwer allgemein beantworten. Man muß sich hier nach den allgemeinen
und den individuellen Verhältnissen richten. Die Zahl von 8 Narkosen erscheint bei
15 Fällen allerdings zunächst relativ groß; wir müssen aber bedenken, daß von diesen
8 Narkosen allein 4 auf die von Killian in Amerika untersuchten Patienten entfallen.
In Amerika und England ist man bisher zu operativen Maßnahmen in Lokalanästhesie im
allgemeinen noch wenig geneigt; die 4 Narkosen in unserer Klinik wurden alle bei Kindern
vorgenommen, von denen eines 6 Jahre, die übrigen 3 nur 15 bzw. 14 Monate alt waren.
Bei kleinen Kindern halte ich die Narkose unter allen Umständen für indiziert; es
spielt sich dabei alles in größter Ruhe ab, und Schädigungen der Bronchien durch die
eingeführten Instrumente werden viel sicherer vermieden. Die Therapie hat auch hier
der Forderung cito, tuto, iucunde zu folgen. Verfügt ein Kind über große Ruhe und
Selbstbeherrschung, so mag man einen Versuch in Lokalanaesthesie — wie in unserem
Fall 1 — machen. Bei Erwachsenen und älteren Kindern, die für den Ernst der Situation
das nötige Verständnis haben, kommt man wohl meist mit Lokalanästhesie aus.
Große Fortschritte hat die Bronchoskopie der technischen Verbesserung des Instrumentariums
zu verdanken, und hier verdient der Name Brünings[7)] besonders hervorgehoben zu werden. Der Vervollkommnung unserer Bronchoskope und
der Extraktionsinstrumente ist es zuzuschreiben, daß wir in den 15 Fällen 14mal mit
der oberen Bronchoskopie die Diagnose stellen — im Fall 10 war schon anderweitig die
Tracheotomie vorgenommen — und in 9 der 13 mit Fremdkörpern behafteten Fällen die
Beseitigung mit oberer Bronchoskopie bewirken konnten. Nur 2mal wurde die Tracheotomie
notwendig, und in diesen äußerst schwierigen Fällen wurde der Fremdkörper mit unterer
Bronchoskopie beseitigt. In dem übrig bleibenden Fall 11 — Nagel im linken Bronchus
eines Kindes — ist wohl auch nur von der unteren Bronchoskopie Erfolg zu erwarten;
ob im Fall 12 — Vorstecknadel im rechten Unterlappenbronchus die Bronchoskopie noch
zum Ziele führen kann, entzieht sich unserer Beurteilung.
Sehe ich von den 4 amerikanischen und den 2 Fällen, in denen sich kein Fremdkörper
fand, ab, so kamen in unserer Klinik in den letzten 12 Monaten 6 frische und 3 verschleppte
Fremdkörperfälle vor. Gerade in akuten Fällen entwickelt die Bronchoskopie die segensreichste
Wirkung! Nicht schnell genug kann man die Patienten mit Fremdkörpern in den Luftwegen
sachgemäßer Behandlung — das ist der Bronchoskopie — zuführen, man soll und darf heutzutage
nicht mehr warten, bis der Fremdkörper ausgehustet wird! Der einzige Todesfall, den
wir zu beklagen hatten, betraf ein kleines Kind, das 36 Stunden nach der Aspiration
einer großen Bohne in unsere Klinik kam. Die kurze Zeit hatte schon genügt, um eine
doppelseitige Pneumonie zu bewirken, die der geschwächte junge Organismus nicht mehr
zu überwinden vermochte.
Wenn ich einerseits die Regel aufstellen möchte, daß eine Bronchoskopie nie zu früh
vorgenommen werden kann, so darf ich anderseits sagen, daß man — wenn überhaupt noch
der Fremdkörper sich im Bronchialbaum befindet — mit der Bronchoskopie selbst in sehr
chronischen Fällen kaum je zu spät kommt, um noch erfolgreich zu wirken.